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Besteuerung: Besteuerung ist der Prozess, durch den Regierungen Geld von Privatpersonen und Unternehmen erheben, um öffentliche Ausgaben und Dienstleistungen zu finanzieren. Steuern, die auf der Grundlage von Einkommen, Gewinnen, Eigentum oder Waren und Dienstleistungen erhoben werden, dienen den Regierungen als Haupteinnahmequelle und ermöglichen die Bereitstellung von Infrastruktur, Gesundheitswesen, Bildung, Verteidigung und anderen öffentlichen Dienstleistungen. Siehe auch Staatshaushalt.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Joseph E. Stiglitz über Besteuerung – Lexikon der Argumente

Mause I 274
Besteuerung/Stiglitz/Atkinson: Problem: jede Einkommenssteuer wirkt ähnlich wie eine selektive Konsumsteuer. Man kann sich mit dem gleichen Arbeitseinsatz nun weniger von diesen Gütern leisten. Durch das Substitutionsproblem ((s) Verschiebung der Nachfrage auf weniger besteuerte Güter) wird auch das Angebot von Arbeit auf dem Arbeitsmarkt zunächst einmal unattraktiver (und Nichtstun attraktiver). Der Vorteil einer nicht-linearen Einkommenssteuer gegenüber einer Konsumsteuer ist allerdings, dass sie eine aus Gerechtigkeitsgründen gewünschte Umverteilung direkter und zielgerichteter möglich macht.
Konsumsteuer/Einkommenssteuer: zu ihrem Zusammenspiel liefern Atkinson und Stiglitz ein Theorem (1):
Demnach kann bei einer Nutzenfunktion, bei der Freizeitpräferenzen und solche für andere Konsumgüter schwach separierbar sind, eine differenzierte Konsumsteuer keine sinnvolle zusätzliche Rolle spielen, wenn eine nicht-lineare Einkommensteuer bereits existiert. Der Grund dafür ist die Wirkungsweise einer nicht-linearen Einkommensteuer in dieser Klasse von Modellen (siehe Mirrlees 1971 (2) und auch noch jüngere Modelle wie Saez 2002 (3)). Die Steuer funktioniert als Mechanismus der Selbstselektion, d.  h. idealerweise bringt er Individuen mit hoher Produktivität dazu, trotz der Besteuerung hohe Einkommen erzielen zu wollen, die dann zu einem Anteil weggesteuert und umverteilt werden können, der so hoch ist, dass er gerade noch mit der Bedingung der Selbstselektion vereinbar ist.
Problem: die Selbstselektion ((s) hier: Entscheidung für Proaktivität) funktioniert nicht mehr, wenn der Steuersatz zu hoch ist. Dann können Individuen sich dafür entscheiden, den eigenen Arbeitseinsatz zu reduzieren.
Lösung: bei nicht schwach separierbaren Nutzenfunktionen könnte man durch eine geeignete Wahl der Steuersätze auf Konsumgüter auch die Freizeitpräferenz der Steuerzahler beeinflussen. Nur in diesem Fall wäre es also sinnvoll, beide Systeme miteinander zu kombinieren und aufeinander abzustimmen.

1. Anthony B. Atkinson, und Joseph E. Stiglitz. 1976. The design of tax structure: Direct versus indirect taxation. Journal of Public Economics 6 (1): S. 55– 75.
2. James Mirrlees, 1971. An exploration in the theory of optimal income taxation. Review of Economic Studies 38 (2) S.175– 208.
3. Emmanuel Saez 2002. Optimal income transfer programs: Intensive versus extensive labor supply responses. Quarterly Journal of Economics 117 (3) S. 1039– 1073.

>Steuerehrlichkeit
,
>Steuerflucht, >Steuerinzidenz, >Steueroasen, >Steuerschlupflöcher, >Steuersystem, >Steuervermeidung, >Steuerwettbewerb, >Optimale Besteuerung.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

EconStiglitz I
Joseph E. Stiglitz
Anthony B. Atkinson
The design of tax structure: Direct versus indirect taxation 1976

Mause I
Karsten Mause
Christian Müller
Klaus Schubert,
Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018

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